Taverne "Zum wandelnden Untoten"

Alles in Benjamin wehrte sich gegen das, was er als nächstet tat. Doch es musste sein, sonst würde Shari am Ende doch noch sterben. Also drang er erneut in den Kopf der Vampirin ein und suchte noch einmal gezielt nach diesem bösen Wesen, das sie besessen hatte. Als er es fand packte er dessen Seele und zog so stark daran, wie er nur konnte. Mit diesen Bemühungen schaffte er es schließlich, das Wesen aus Shari rauszuziehen. Kurz bevor er es in seinen Körper zog ließ er los, zog sich zurück und schirmte sich ab. Dann sah er sich das Wesen an, das nun vor ihm war.

Als ob jemand einen Schalter umgelegt hatte, ließ Shari nun auf einmal locker, presste ihre Augen nicht mehr zusammen, hielt sie locker geschlossen und bewegte sich nicht mehr.
Kiki stand in dem Raum, in der Taverne, direkt vor Benjamin. Sie mustrte ihn gründlich. Dann verschräkte sie ihre Arme vor der Brust und knurrte leise. Sie war gerade erst in den Körper eingezogen und nun störte er. Sie gab ja zu, dort im Wald hatte sie ihre Finger im Spiel gehabt, eben jedoch als Shari auf dem Sofa lag hatte sie NICHTS getan. Aber sie wusste ja eh, dass dieser dumme Junge vor ihr das nicht glauben würde. Für ihn war sie nun einmal schuldig.

Wieder sträubte Benjamin sein Nackenfell und knurrte tief und drohend. Diese Missgeburt von Wesen musste verschwinden. Sofort. Ein kurzer, besorgter Blick galt der Vampirin, die nun völlig ruhig auf dem Sofa lag. Dann sah er wieder zu Kiki auf.

Wer bist du und was willst du von Shari.

Grollte er und wieder stieg ein tiefes Knurren aus seiner Brust. In punkto Selbstbeherrschung war er nur ein klein wenig besser als sein Vater, der ja wegen jedem Kleinscheiß ausrastete.

Kiki beschloss erst, den Jungen etwas zu ärgern. Sie zuckte mit den Schultern.

Wen meinst du?!

Fragte sie und sah sich um. Doch dann spürte sie die Wut von ihm und beschloss, lieber nicht weiter zu reden. Doch weiter zu reden aber nun zu erzählen, wer sie war.

Ich bin Kiki. Und was ich von diesem Ding da wollte?

Erklärte Kiki erst, dann drehte sie sich zu "dem Ding" um.

Dich geht es GAR NIX an, was ich bin.

Sagte sie dann zickig und wurde leicht durchsichtig. Sie wusste, dass Benji sie nun töten wollte und nahm die Gestalt eines Geistes an, damit Benji ihr nichts tun konnte. Ebenso legte sie einen Schutz um sich, sie spürte, dass er stärke war, als sie es denken würde.

Achja?

Knurrte Benjamin und spannte sich an. Er wusste genau, dass er ihr in diesem Zustand nichts tun könnte. Körperlich zumindest.

"Das Ding" wie du sie nennst, ist zufälligerweise eine Freundin von mir. Und ich bin mir sicher, dass er mich sehrwohl etwas angeht, wenn jemand versucht eine Freundin von mir umzubringen. Und das hattest du anscheinend vor.

Langsam schickte er seine Seele aus. Er wusste, dass er mit der Seele eine Art Schmerz entstehen lassen konnte und er wusste auch, dass er darin sehr gut war und es eigentlich immer funktionierte. Was er nicht wusste war, ob dieses Wesen eventuell immun dagegen war.

Kiki betrachtete sine Seele interessiert. Sie legte den Kopf schief und betrachtete sie eine ganze Weile, bis sie aufsah und Benji wieder ansah.

Dieser Versuch ist so armselig, dass ich gerade beschlossen habe, dir zu erzählen, was ich in dem Ding gemacht hab'.

Sagte Kiki grinsend und setzte sich einfach auf einen Stuhl an der Bar.

Also, du myseriöser Junge, ich war in Shari, weil ich dazu geboren wurde. Also ... Ich kann mich eigentlich in so ziemlich alles verwandeln. Ich kann jede Gestalt annehmen.

Fing Kiki an und nahm Benjis Gestalt an. Dann grinste sie.

Cool, so geil auszusehen, haha!

Lachte sie, dann nahm Kiki wieder ihre eigene Gestalt an.

Tja, und ich lebe halt gerne in Körpern. Und leider bin ich manchmal so verführerisch, dass der Körper von dem Ding da meine Befehle ausgeführt hat, ich wusste nicht, dass die so schwach ist und so scnell tut, was ich will. Ab und zu ist es angenehm in jemandem zu leben, glaubs mir. Im Wald, da habe ich meine Finger im Spiel gehabt aber eben, hier auf dem Sofa habe ich NICHTS gemacht, ich schwöre!

Fuhr Kiki fort, dann wartete sie auf eine Reaktion ihres Gegenübers.

Benjamin zog seine Seele wieder zurück und knurrte kurz, als Kiki seine Gestalt annahm. Das Kompliment, das sie ihm gemacht hatte, ignorierte er geflissentlich. Dann hörte er ihr weiter zu und wurde dabei irgendwie immer wütender.

Und wieso hast du sie nicht verlassen als du gemerkt hast, dass das Ganze ekaliert ist?

Fragte er dann und knurrte noch immer leise.

Öh, ja keine Ahnung ne. Ich hab halt gedacht, was sols denn bringen, wenn ich die verlasse? Das würd da ganze nicht besser machen, weil ich ja nichts getan hab'.

Sagte Kiki und streckte sich.

Boah, es ist echt angenehm endlich mal wieder Platz zu haben.

Murmelte sie und das war eher an sich selbst gerichtet als an diesen doofen Menschen dort, der Kiki ausfragte. Er war ja eh wütend auf sie, das spürte sie.

Hm, du solltest dich eher um deine, wie du sagstest... "Freundin" kümmern.

Sagte Kiki schulterzuckend.

Vielleicht hättest du dir das mit dem Platz überlegen sollen bevor du dich in irgendeinem Körper eingenistet hast.

Knurrte Benjamin und drehte sich dann zu Shari. Er stupste sie leicht an und als sie sich daraufhin nicht bewegte verwandelte er sich wieder in einen Menschen und fühlte ihren Puls. Er war schwach.

Ich hoffe du kannst neben dumme Sprüche klopfen auch deine Freundin retten. Wenn nicht, wär' das echt schade, es war chön in ihr, muss ich echt sagen.

Sagte Kiki und zog eine Nagelfeile aus der Tasche, mit welcher sie sich nun ihre Nägel zurecht machte. Nebenbei sah sie immer mal wieder auf um sich davon zu überzeugen, dass der Junge wirklich nur dummes Zeug labern konnte.

Ach ja, das mit dem Platz ... Mach dir um mich keine Sorgen, ich komm' alleine klar.

Erwähnte Kiki mal so nebenbei und musste grinsen.

Shari regte sich nicht und ihr Puls senkte sich von Zeit zu Zeit immer ein Stückchen mehr.

Dieses Mal stieg das Knurren aus Benjamins menschlicher Brust.

Und du glaubst ich lass dich noch einmal in sie rein?

Während er das sagte hob er Shari vorsichtig vom Sofa und brachte sie auf dem Boden vorsichtig in die stabile Seitenlage. Es hatte halt doch Vorteile, wenn man Medizin studiert hatte. Aber da er keinen normalen Notarzt rufen konnte stand er jetzt vor einem Problem. Aber dieses Mal fiel ihm auch noch Salima ein. Die könnte vielleicht auch helfen. Doch als er bei ihr anrief - er hatte ihre Nummer in der Kurzwahl seines Handys - hob sie nicht ab. Leise fluchend rief er in Gedanken erneut nach Collin, Kiara und Alice. Er selbst konnte nur immer wieder Sharis Werte überwachen und aufpassen, dass sie nicht ganz starb. Aber wirklich helfen konnte er ihr auch nicht.

Kiki schaute auf, legte ihre Nagelfeile auf die Bar und fing an zu lachen. Sie lacht laut und lange, es war ein Lachen, welches nicht oft aus ihr drang. Anscheinend war das alles ziemlich witzig.

Haha was soll das denn werden?! Medizinfutzi hahahahah!

Lachte Kiki los, stand auf und ging zu Shari und Benji.

Tjaa, theorethisch könnte ich ihr ganz einfach helfen aber ... Ich tus nicht. Weil ich das Ding da nicht kenne und sie dumm ist, deswegen! Haha !!!

Sagte Kiki lachend, dann ging sie zur Bar, nahm die Nagelfeile und steckte sie ein.

Wenn du mich nun entschuldigst, ich muss mal eben was machen haha !!!

Grinste Kiki, dann nahm sie Sharis Gestalt an und ging hinaus.

Collin tauchte in der Mitte der Taverne auf und beobachtete Kiki stirnrunzelnd, als diese Sharis Gestalt annahm und die Taverne verließ. Irgendwo her glaubte er, dieses Wesen zu kennen... er könnte sich aber auch nur täuschen. Der Magier wollte jedoch nicht länger darüber nachgrübeln, also drehte er sich zu Benjamin um, welcher ihn gerufen hatte.

Was ist passiert?

Fragte er den Halbwolf mit seiner kühlen, distanzierten Stimme.

Shari stöhnte leise auf, kullerte auf den Rücken und blinzelte leicht. Ihr war so schwindelig, sie hatte Angst, sogar im Liegen irgendwie umzukippen. Ihre Augen blieben dann geschlossen und sie griff nach irgendetwas, sie wusste nicht, wa es war.

Kiki überlegte es sich anders, nahm wieder ihre Gestalt an und kam zurück. Sie setzte sich auf den Barhocker und beobachtete mit Vergnügen das Geschehen.

Oh, alleine kannst du es also doch nicht?

Fragte Kiki. Ihr war nun mal nicht anzumerken, dass sie sich über benji lustig machte, es war ihre Besonderheit, dass sie etwas sagen konnte und niemand merkte, dass sie sich eigentlich eher über ihn lustig machte.

Benjamin konnte sich ein leises Knurren nicht verkneifen. Es war wie bei seinem Vater. Alleine Collins Gegenwart machte ihn wütend. Aber er riss sich zusammen und zeigte Collin per Thelepatie was passiert war. Dann zeigte er auf Shari.

Hilf ihr. Bitte.

Shari hatte seine Hand gegriffen und er drückte sie jetzt leicht, eher er aufstand und sich erneut leise knurrend zu Kiki drehte.

Halt die Klappe. Ohne dich wäre sie jetzt nichtmal in einer solchen Situation.

Kiki lachte nur, als Benji sich zu ihr umdrehte und sie schuldig machte.

Meine Güte ich habe dir doch gesagt, dass ich das nicht war. Und nun einen Schuldigen zu suchen, nur, weil du nicht einsehen willst, dass deine Freundin sterben muss, das bringts nicht.

Sagte Kiki und unterdrückte ein Lachen. Das alles shien sie zu amüsieren. Ihr Körper war immer noch wie der eines Geistes, denn sie wusste nicht, ob sich dieser komische Mensch dort vor ihr unter Kontrolle hatte oder nicht.

Collin nickte auf Benjamins Bitte hin nur stumm und drehte sich dann erneut zu Kiki um, als diese wieder die Taverne betrat. Einfach nur, um sie kurz zu betrachten. Das Wesen kam dem Magier immer bekannter vor, jedoch leuchtete es ihm immer noch nicht ein, woher. Eine frühere Bekanntschaft oder Freundschaft vielleicht... oder auch mehr als das. Aber Kiki war im Moment nicht so wichtig. Das, was zählte, war im Moment Shari.
Collin kniete sich neben Shari auf den Boden, legte ihr eine Hand auf die Stirn und begann langsam ihren Kreislauf wieder richtig zu regenerieren. Der Magier spürte, wie Sharis Herz wieder richtig schlug und ihr Lebensgeist wiederkehrte. Die Menge an Energie, die Collin dabei verlor, baute er jedoch so schnell wieder auf, sodass er es gar nicht mitbekam.

Benjamin ballte seine Hände an den Seiten zu Fäusten und noch immer stieg ein wütendes Knurren aus seiner Kehle. Er hatte eindeutig früher mehr Selbstbeherrschung gehabt. Woran das wohl jetzt lag? Vielleicht weil er ja eh schon dank Collins Gegenwart wütend war, vielleicht war es aber auch etwas anderes. Auf jeden Fall würde sich seine ganze Wut bald auf Kiki entladen, wenn die so weiter machte.

Kiki mustete einen Moment da Geschehen, dann sah sie wieder zu Benji.

Tja, haste doch noch einen gefunden, der deiner Freundin hilft? Zu schade. Ich hätte so gerne gesehen wie du mich auf Knien um Hilfe bittest haha !!

Lachte Kiki, dann sah sie wieder zu Shari und Collin.

Shari fing wieder an zu zittern, dann öffnete sie langsam ihre Augen. Noch sah sie alles veschwommen und noch war ihr schwindelig.

Collin wartete ab, bis Shari wieder stabil war und nahm dann langsam seine Hand von ihrer Stirn.

Shari... ist wieder alles in Ordnung?

Fragte der Magier die Vampirin dabei leise und erhob sich.
Collin klopfte seinen Mantel ab, sah nochmal auf Shari hinab und drehte sich schließlich erneut zu Kiki um. Das Erkennungsbild wurde klarer, aber der Magier wusste immer noch nicht, woher er das Wesen vor sich kannte. Aber ihr Name war ihm eingefallen. Kiki.

Kontakte sind alles.

Zischte der Halbwolf Kiki zu und drehte sich dann zu Collin.

Danke.

Sagte er leise. Es war schon ein Ding, dass er sich überhaupt bei ihm bedankte, aber dass er es dann auch noch ernst meinte setzte dem ganzen irgendwie die Krone auf. Benjamin kniete sich neben Shari und sah sie leicht besorgt an.

Shari setzte sich leicht auf, legte sich dann lieber wieder hin. Leicht hustete sie, dann schloss sie ihre Augen und atmete das erste mal nach langer Zeit tief ein.

Kikis Blick blieb auf Collin haften und ich nicht mehr von seinem Gesicht. Sie musterte ihn einfach nur, blieb starr stehen und sagte nichts, bewegte sich kein bisschen.

Was gucktder so?!

Fragte sich Kiki nach einer Weile.

Collin löste seinen Blick von Kiki. Aber nur, um Benjamin kurz anzusehen und um ein leises, leicht knurrend klingendes 'Gern geschehen' zu murmeln. Dann drehte der Magier seinen Kopf wieder zu Kiki und musterte sie erneut. Ihr Name war ihm bereits eingefallen. Aber woher er sie kannte... das wusste er immer noch nicht. Er beschloss einfach mal, sie anzusprechen.

Kiki?!

Fragte Collin deshalb mit leichter Ungläubigkeit in der Stimme.

Echt, du bist voll der Blitzmerker.

Sagte Kiki und merkte gar nicht, dass Collin sie irgendwie kannte. Sie war zu sehr damit beschäftigt, sich auszumalen, wie sie in Shari zurückziehen könnte, ohne, dass Benji es mitbekam. Schließlich war dieser Ort perfekt für sie. Aber ihre Gedanken hatte sie sehr wohl so umschlossen, dass man sie nicht lesen konnte. Sonst wäre das nicht mehr lange ein Plan gewesen sondern ein misslungener Plan...

Benjamin hob Shari hoch und legte sie wieder auf das Sofa. Immer wieder wanderte sein Blick zu Kiki um sicher zu stellen, dass sie noch da war. Collin schien sie zu kennen, zumindest hatte sie ihm ihren Namen noch nicht genannt und er wusste ihn trotzdem.

Wahrscheinlich wieder eine seiner vielen "Bekanntschaften".

Dachte Benji sich und beschloss nicht weiter darüber nachzugrübeln. Er würde ja schon hören, was los war.

» Taverne "Zum wandelnden Untoten"