Schloss der Katzen

Nera seufzte und lehnte sich gegen ihren Kleiderschrank.

Sind die beiden wieder im Schloss?

Wenn Felix eine Idee hatte würde sie natürlich erstmal auf seine Anweisungen warten müssen. Und Collin hatte natürlich auch recht. Sie könnte alleine nichts ausrichten können. Dafür bräuchten sie schon ein funktionierendes Heer, doch auch das hatten die Katzen im Moment durch den Krieg nicht mehr.

Collin lauschte dem Hufgetrappel und Schnaupen der Pferde und dem Quietschen der Räder der Kutsche.

Sie sind gerade angekommen.

Meinte er dann und sah leicht grinsend zu Jacob.

Ich verschwinde jetzt besser wieder, bevor dein Freund noch einen Anfall bekommt oder sich vor Eifersucht noch komplett grün färbt. Über meine Bezahlung reden wir später, Süße.

Der Magier grinste selbstgefällig und musste sich beherrschen um bei Jacobs wütenden Knurren nicht loszulachen. Er zwinkerte Nera zu, drehte sich um, ging zum Fenster, sprang nach draussen und verschwand im Wald.

Nera verdrehte die Augen als Collin nach draußen verschwand und ging dann zu Jake um ihn nochmal zu küssen.

Krieg dich wieder ein. Du kennst doch Collin. Wenn du mitkommen willst solltest du dich vielleicht anziehen.

Meinte sie dann grinsend, ehe ihr Gesicht wieder ernst wurde. Sie machte sich wirklich Sorgen um Salima und Felix, doch jetzt wusste sie wenigstens den Grund für ihr merkwürdiges Verhalten und dieses war auch gerechtfertigt. Natürlich machten die beiden sich Sorgen um Felix' Bruder Lukas. Und jetzt war Nera erstmal gespannt, was Felix für eine Idee hatte.

Jacob verdrehte kurz die Augen und knurrte leise, musste dann jedoch leicht grinsen.

Ja... ich kenne ihn... leider.

Meinte der Werwolf, sprang dann vom Bett auf, suchte sich seine Kleidung zusammen und zog sich an. Dabei dachte er über Felix, Felix' Bruder und Salima nach. Was Felix wohl vorhatte? Egal was es war, Jacob war sich sicher, dass es nichts gutes war.

Hey sag das nicht.

Meinte Nera. Sie war eigentlich schon ganz froh, dass es Collin gab. Mit ihm war das Leben irgendwie... einfacher. Jetzt gab es allerdings anderes, als über den Magier nachzudenken, also zog Nera sich schnell ein Paar Turnschuhe an und ging dann in Richtung Thronsaal, da sie vermutete, dass Salima und Felix am Ehesten da anzutreffen waren.

Jacob grinste Nera schief an, als er ihr eilig zum Thronsaal folgte.

Ich weiss, dass du anders über Collin denkst als ich. Aber du und ich... wir haben unsere Gründe.

Meinte der Wolf dann einfach nur.

Felix hatte sich sofort, als sie zurückgekehrt waren, auf seinen Thron fallen lassen und war nun in Gedanken versunken. Die Republik wollte ihn zurück ins Imperium schicken und außerdem wollten sie einen neuen König über das Reich. Das wusste Felix. Er war sich sicher, dass sie Lukas freilassen würden, wenn er zu ihnen ging und sich stellte.

Nera zuckte nur mit den Schultern. Was sollte sie darauf großartig sagen? Sie wusste es ja im Grunde schon, aber dennoch ärgerte sie sich immer darüber, dass ihr Freund sich nicht mit einem - wie Nera fand - guten Freund von ihr vertrug. Aber da konnte man nichts machen. Im Vorbeigehen fauchte sie einen Kater an, der fragte ob sie wieder mit ihrem Hund spazieren ging. Das Verhalten einiger anderer Katzen ging ihr ebenso auf den Geist. Besonders die Kater waren schlimm, da sie sich meistens noch Chancen bei Nera ausgerechnet hatten. Jetzt stieß die Katze die Tür zum Thornsaal auf und trat einfach ein, direkt auf Felix zu.

Befehle?

Fragte sie kurz angebunden. Salima und Felix konnten ruhig wissen, dass sie und Jake wussten was los war.

Salima war das ganze Treffen über recht schweigsam gewesen und auch auf dem Rückweg hatte sie nichts gesagt. Felix schien irgendwas auszuhecken. Irgendwas, was ihr ganz und gar nicht gefallen würde. Als jetzt auch noch Nera gefolgt von Jake in den Thronsaal gerauscht kam, wunderte sie gar nichts mehr, aber dennoch sah auch sie gespannt zu Felix.

Felix schreckte aus den Gedanken gerissen hoch als er Neras Stimme vernahm und überlegte eine Weile, welche Antwort er ihr geben sollte. Da der Kater aber noch immer nicht sprach und er auch nicht wusste, was er sonst antworten sollte, schüttelte er einfach nur den Kopf und überlegte dabei, wie er wieder in die Republik 'flüchten' konnte, ohne dass ihn jemand folgen würde.

Salima kniff die Augen leicht zusammen, stellte sich vor Felix und ging in die Hocke.

Felix, Liebster, was ist los mit dir?

Fragte sie ihn. Sie wusste natürlich, dass er sich Sorgen um seinen Bruder machte, aber das war nicht das einzige. Sie wusste auch nicht, was die Republik ihm sagte, da die beiden immer getrennt wurden, wenn sie mit einem Abgeordneten redeten. Die Republik wollte so Absprache untereinander verhindern oder sowas. Den Sinn hatte Salima noch nie so wirklich verstanden.

Felix sah Salima leicht lächelnd an, legte ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelte stumm den Kopf. Dabei versuchte er seinen Gesichtsausdruck so neutral wie möglich zu halten um nicht zu viel zu verraten. Als er Jacobs musternden Blick spürte, drehte er seinen Kopf zu ihm und warf dem Wolf einen -Keine Sorge, alles in Ordnung- Blick zu.

Jacob schüttelte nur stumm den Kopf. Er glaubte Felix nicht. Wenn alles in Ordnung wäre, würde sich der Kater anders benehmen.

Salima legte ihre Hand auf die Felix' die auf ihrer Schulter lag und schüttelte ebenfalls den Kopf.

Irgendwas stimmt ganz und gar nicht. Was ist denn? Was sagen die Republikaner dir?

Mit einem kurzen Seitenblick bedeutete Salima Nera sämtliche Katzen die noch hier waren rauszuschicken, was die Blonde auch prompt tat. Sie konnten im Moment keine Zuschauer und womöglich auch noch Spione gebrauchen.

Felix drehte seine Hand, schloss sie um die von Salima, schob die Hand der Schwarzhaarigen mitsamt seiner wieder von ihrer Schulter und erhob sich dabei. Mit einem stummen Kopfschütteln deutete er ihr, dass er darüber nicht reden wollte oder durfte.
Der Kater ließ dann Salimas Hand los, trat ans Fenster und sah einfach nur stumm nach draussen.

Salima seufzte, sah Felix einen Moment lang an und drehte sich dann um. Sie verließ den Thronsaal und draußen schloss sich ihr sofort eine Katze als eine Art Schatten an, die ihr unbemerkt auf Schritt und Tritt folgte. Die Schwarzhaarige ging runter zu ihrem Haus und setzte sich dann in die Mitte der Lichtung dahinter. Sie musste nachdenken und dafür half ihr am Besten Ruhe. Und diese Ruhe herschte hier auf ihrer Lichtung eigentlich immer.

Nera sah Salima hinterher und wandte sich dann wieder an Felix. Ihr Herz wollte ausrasten, ihm die Meinung sagen, ihm vielleicht sogar eine Ohrfeige geben, sollte das nicht klappen. Doch ihr Verstand sagte ihr, sie solle bloß bleiben wo sie war und nichts Dummes anstellen. Schließlich wusste sie nicht, wie Felix reagieren würde.

Felix betrachtete ein paar Minuten stumm die Landdschaft draussen und drehte sich dann zu Nera und Jacob um. Er bemerkte Neras 'Gefühlsregungen', machte sich aber nichts weiter daraus und sah mit gleichgültiger Miene zu Jacob. Der Wolf, das wusste der Kater, würde ihn auch ohne Worte verstehen. Deswegen dachte er sich:

Keiner darf mir folgen, Jake. Halte jeden davon ab. Und auch du selbst folge mir nicht. Ich weiss, was ich tue.

Und hoffte, dass sich seine Gedanken in seinem Blick wiederspiegelten.
Felix musterte Jacob um seine Reaktion abzuschätzen und ein leises Seufzen drang über seine Lippen als er merkte, dass der Wolf ihn verstanden hatte.

Nera sah zwischen Jake und Felix hin und her, die irgendwie stumm zu kommunizieren schienen. Sollten sie doch, solange es nicht irgendwas wichtiges war. Sie wusste ja nicht, was genau Felix Jake mitgeteilt hatte. Hätte sie das gewusst wäre sie mit Sicherheit nicht so teilnahmslos stehen geblieben.

Felix nickte Jacob dankend zu und klopfte Nera im Vorbeigehen mit einer stummen Geste freundschaftlich auf die Schulter. Dann verließ er den Thronsaal und bahnte sich einen Weg durch die hintersten Gänge, wo er wohl eher niemanden begegnen würde, nach draussen. Aus dem Schloss herausgekommen nahm er seine Katzengestalt an und lief durch den Wald Richtung Republik.

Jacob sah Felix nach, seufzte leise und bereute es sofort, dass er ihn nicht aufgehalten hatte.

Nera sah Felix nach. Sie war schon verwirrt, doch dachte sie im ersten Augenblick er würde Salima folgen um mit ihr zu reden. Aber als sie dann Jakes Seufzer vernahm drehte sie sich zu ihm um und sah ihn fragend an.

Was ist los?

Sofort beschlich sie ein ungutes Gefühl. Irgendwas stimmte nicht. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht.

Jacob sah Nera an und schüttelte kurz den Kopf. Dann seufzte er erneut.

Ich weiss nicht genau, was Felix vorhat. Er 'sagte' mir nur, ich soll verhindern, dass ihm irgendjemand folgt. Dass er etwas vorhat ist offensichtlich und es ist auch mindestens genauso offensichtlich, dass das was er vorhat nichts gutes ist.

Meinte der Wolf dann und sah zum Fenster raus.

Ich bereue es jetzt schon, dass ich ihm nicht gefolgt bin und ihn aufgehalten habe.

Nera seufzte. War ja klar, dass sowas kommt.

Na klasse. Felix geht sich jetzt wahrscheinlich ausliefern, dann ist er nicht mehr hier als König, Salima tritt zurück und dann heißt es für mich...

Die Blonde strich mit einer Hand über den Thron der Königin und flüsterte:

Willkommen zurück, altes Leben.

Nera hatte definitiv keine Lust darauf wieder hier zu sitzen und irgendwelche Probleme des Volkes anhören, gegen die sie dann eh nichts machen konnte. Sie liebte ihr freies Leben, in dem sie mehr oder weniger tun und lassen konnte was sie wollte und in dem sie größtenteils die Regeln bestimmte. Doch wenn Salima zurücktrat war sie nunmal dank ihres Stammbaumes die erste Wahl der Katzen und gegen eine Wahl konnte sie sich auch nicht stellen.

Jacob seufzte erneut und knurrte dann leise.

Ich werde ihn folgen und zurückhalten. Eine andere Chance haben wir nicht... und du kannst mit Collin reden... der wird Felix' Bruder da schon irgendwie rausschaffen.

Meinte der Wolf dann zu Nera und sah die Blonde entschlossen an. Er würde sicherlich nicht zulassen, dass Felix sein Leben oder was auch immer aufs Spiel setzte.

Nera musste bei Jakes Blick unwillkürlich lächeln. Sie wusste wie wichtig Felix ihm war und sie wusste auch, dass er wohl alles tun würde um ihn am Leben zu halten.

Geh. Versuch dein Glück.

Sagte sie zu ihm und rief schon dabei in Gedanken nach Collin, bat ihn aber darum noch zu warten bis Jake weg war. Zwei Aufträge an einem Tag könnten schon ziemlich 'teuer' werden und sie wollte nicht unbedingt, dass Jake mithörte was die Bezahlung war.

Jacob umarmte Nera einen Moment lang und küsste sie zärtlich.

Ich werde es versuchen... ich hoffe nur, dass mich die Republikaner nicht erwischen...

Meinte der Wolf, leicht grinsend, drehte sich dann um und verließ den Thronsaal.
Jacob eilte aus dem Schloss und zum Wald, verwandelte sich dort, nahm die Fährte von Felix auf und folgte ihr.

Collin tauchte ein paar Sekunden später als Jacob den Saal verlassen hatte neben Nera auf und grinste.

Aye aye Frau Feldwebel... was kann ich für Sie tun?

Nera erwiederte Jakes Kuss und sah ihm dann nach, als er den Saal verließ. Sie murmelte noch leise 'Viel Glück', ehe Collin neben ihr auftauchte und sie ihn ansah und gleich zum Punkt kam:

Kannst du uns helfen Lukas zu befreien? Naja und dann müssen wir ja noch über die Bezahlung für deinen letzten Gefallen reden.

Nera war nicht so jemand, der eine Bezahlung einfach unter den Tisch fallen ließ. Sie ging bei - fast - allem was sie tat ehrlich vor.

Collin lachte leise und schien einen Moment lang nachzudenken.

Klar kann ich euch helfen. Und ich werde es auch tun. Aber dann werde ich etwas von dir wollen, von dem Kiara nichts erfahren darf und es auch besser wäre, wenn Jacob es nicht weiss. Denn sonst reisst er mir dann wirklich meinen Kopf ab.

Meinte der Magier lachend und lehnte sich an die Wand.

Mit irgendwie sowas hatte Nera schon gerechnet, doch die Sache war es ihr wert.

Okay, danke. Und was möchtest du?

Wenn Kiara davon nichts erfahren durfte, musste es ja wirklich etwas anderes sein als sonst. Jake riss Collin ja schon den Kopf ab, wenn er nur von ihr trank. Aber Kiara wäre das ja egal. Sie wusste schließlich, dass er sich auch ernähren musste.