Schloss der Katzen

Ein leises 'Mhm' war alles, was Nera zwischen den beiden Küssen von Jake heraus brachte. Natürlich beobachtete Collin sie wieder. Das spürte Nera schon jetzt, auch wenn er noch einigen Abstand hatte. Wahrscheinlich hätte er es nicht so toll gefunden, wenn sie ihn damals mit Tini beobachtet hätte. Oder wenn sie ihn jetzt mit Kiara beobachten würde. Doch das würde Nera auch nicht machen. So viel Anstand besaß sie dann ja doch noch. Außerdem war sie, zumindest im Moment, eh viel zu abgelenkt davon, Jakes Küsse zu erwiedern.

Jacob spürte Collin immer näher kommen, konnte deswegen aber nicht mehr als die Augen zu verdrehen. Das war eben Collin. Er ging einfach nach dem Motto: 'Was du nicht willst das man dir tut, das füge jedem anderen zu.' Jedenfalls schien das bei ihm und Nera völlig zuzutreffen denn Jacob glaubte nicht, dass es Collin erfreuen würde, würde man ihn mit Kiara beobachten. Aber im Moment war es dem Wolf auch herzlichst egal. Er umarmte Nera, ließ sich auf den Boden fallen, zog die Blonde mit sich und küsste sie weiter.

Nera ließ sich einfach mitziehen und erwiederte Jakes Küsse, wobei sie ihm leicht mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr. Sie schlang ihre eine Hand in Jakes Haare und strich ihm mit der anderen über die Brust, während sie ihn vorsichtig auf den leicht gefrorenen Boden drückte und sich über ihn beugte um ihn weiter zu küssen. Wahrscheinlich würde die Kälte des Bodens ihn kurz schocken, aber ausmachen würde sie ihm nichts. Zumindest weniger als ihr selbst.

Jacob machte die Kälte des Bodens nicht im gerinsten etwas aus. Jedoch spürte er, kurz nachdem Nera ihn auf den Boden gedrückt hatte, wie sein T-Shirt durch den schmelzenden Schnee unter ihm immer nässer wurde. Aber das störte ihn kaum. Der Wolf schlang die Arme wieder um Neras Taille und küsste sie erneut.

Nera berührte Jake kaum und das war auch so beabsichtigt. Sie küsste ihn immer fordernder und verschaffte sich dann Einlass in seinen Mund. Sie umspielte seine Zunge leicht mit ihrer eigenen. Auch wenn es jetzt langsam durch die Nacht kälter wurde fror Nera keineswegs. Allein schon Jakes Körpertemperatur sorgte dafür, dass ihr warm war. Aber das war nicht der einzige Faktor.

Jacob erwiederte Neras Zungenkuss, schlang dann die Arme um die Taille der Blonden und drückte sie an sich. Sein T-Shirt klebte ihm nun schon nass am Rücken, aber es störte ihm nicht. Er bemerkte es nicht einmal richtig. Und auch die Kälte des Bodens, die Kühle der Nacht und der leicht frostige Wind, der gerade wehte, machten ihm nichts aus.

Nera war inzwischen schon gar nicht mehr verwirrt, so wie sie es anfangs gewesen war. Eigentlich müsste sie vor Kälte fast umkommen, doch Jakes Körpertemperatur hielten sie warm. So dicht an ihn gedrängt konnte ihr ja gar nicht kalt werden. Die Katze küsste ihren Freund weiter, während sie mit einer Hand unter sein T-Shirt fuhr und ihm über Bauch und Brust strich.

Jacob erwiederte Neras Küsse weiterhin und erschauderte wieder bei jeder ihrer Berührungen. Das lag zum Teil an der Kälte, die von Nera ausging, welche ihm aber nicht viel ausmachte. Denn ihre Berührungen ließen eher kleine Flammen auf seiner Haut entstehen, alsdass sie sich wie Eiszapfen anfühlten. Bei einem Rascheln im Gebüsch, einem wütenden Fauchen und leisem Gefluche schreckte der Kopf des Wolfes hoch und er lauschte und schnupperte. Katze. Offenbar ein Kater. Verwundet. Ein Kämpfer der denn Erdrutsch überlebt und sich allein mit all seinen Verletzungen durch Kälte und Schnee zurück hier her geschleppt hatte?

Auch Nera hatte das Rascheln gehört und sah lauschend auf, während sie die Luft durchsuchte und den Geruch rausfilterte. Nicht nur irgendein Kater. Der Kater, auf den Salima die ganze Zeit gewartet hatte. Aber er war verwundet. Mit einer fließenden Bewegung stand Nera auf und ging langsam und in leicht geduckter Haltung auf das Gebüsch zu, eine Bewegung, die sie sich in dieser Kriegszeit angewöhnt hatte, in der man noch hinter jedem Baum mit einem Hinterhalt rechnen musste.

Jacob rappelte sich auf und folgte Nera langsam. Dabei achtete er darauf so leise wie möglich zu bleiben und konzentrierte sich auf die Gerüche und Geräusche in der Umgebung.

Felix rammte sein Schwert in den Boden und zog sich daran hoch. Seit fast drei Tagen war der Kater nun schon in der Kälte unterwegs. Er hatte nie wirklich an eine Pause gedacht und einfach gehofft, dass er, trotz seiner Verletzungen, bald wieder beim Schloss ankommen würde.
Als er Schritte hörte, welche direkt auf ihn zukamen, fauchte er kurz, dann lauschte er. Es war eine Katze, ganz sicher. Und wie es sich anhörte kam hinter ihr noch ein Wolf. Bestimmt Jacob und Nera.

Noch einmal zog Nera tief die Luft ein und tatsächlich, es war Felix. Schnell zog die Katze ihre Jacke aus und ging damit ins Gebüsch. Sie sagte kein Wort, sondern legte Felix einfach die Jacke über die Schultern und stützte ihn, wobei sie die Luft anhielt. Nera hatte schon lange nichts mehr gegessen und der Geruch von dem Blut, das an Felix' Sachen klebte, kam ihr gradezu verführerisch vor.

Felix zuckte bei der ersten Berührung von Nera zusammen, fasste sich jedoch schnell. Er lächelte sie mit einem leicht gequältem Lächeln dankbar an und hielt sich an ihr fest, als er zu stolpern drohte.

Jacob beobachtete Felix und Nera und runzelte die Stirn. Neras Verhalten kam ihm ein wenig seltsam vor, wie es aussah, brauchte sie dringend etwas zu Essen. Der Wolf eilte zu ihnen und half Nera, Felix zu stützen.

Geh Jagen, Schatz. Ich bringe Felix ins Schloss.

Sagte der Wolf dann zur Blonden und sah sie an.

Nera schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. Im Moment war ihr König wichtiger als ihre eigenen Bedürfnisse. Das war nunmal die Loyalität der Katzen und besonders bei Nera war das ziemlich stark ausgeprägt. Nicht zuletzt, weil Felix der Geliebte ihrer Freundin war. Sie würde ihn zuerst ins Schloss bringen und Salima bescheid geben, dann könnte sie jagen. Also stütze sie Felix weiter und lehnte ihn so an sich, dass sie einen Teil seines Gewichtes trug. Seine Beine sahen aus als würden sie jeden Moment wieder nachgeben und ein Sturz könnte jetzt alles noch schlimmer machen.

Nera verdrehte die Augen und grinste ihren König leicht an. Dann lehnte sie ihn an Jake und presste 'halt' zwischen den Zähnen heraus, ehe sie sich verwandelte und fortlief. Sie würde noch bei einer Wache vorbei laufen und bescheid geben, dass Felix wieder da war. Diese Wache sollte Salima dann holen. Nera selbst machte sich dann auf den Weg in den Wald um zu jagen.

Jacob stützte Felix so gut es ging und versuchte ihn, mit seiner Körpertemperatur ein wenig aufzuwärmen. Der Kater schie ziemlich durchgefroren und zitterte außerdem wie Espenlaub. Überall an seinen zerfetzten Kleidern haftete Blut und Schmutz und das Gesicht des Katers war völlig zerschürft. Seine Nase sah gebrochen aus, wahrscheinlich war ihm ein großer Felsbrocken draufgefallen. Außerdem hatte die Haut des Katers eine ungesunde grünlich-eisbläuliche Farbe, welche darauf hindeutete, dass er schon mindestens ein paar Tage in der Kälte unterwegs war. Aus der Kehle des Wolfes kam ein Knurren. Typisch Felix. Musste sich immer allen möglichen Gefahren aussetzen und ließ sich nur ungern helfen. Genauso kannte Jacob ihn. Und anders würde er wohl auch nie werden.